Untergrund 2007
Ich weiß nicht, ob der Penner von Familie träumt, dort, auf der Bank am Wittenbergplatz, er riecht wie ein Tier, doch niemand würde ihm eine Leine umlegen, oder einen Fressnapf hinstellen. Getränke zu seinen Füßen riechen nach Desinfektion, und Krankenhaus, und wahrscheinlich sichern sie ihm so das Leben. Ich könnte ihm den Tod wünschen, weiß aber nicht, ob ich Gott spielen darf. So gehe ich einfach weiter, mit seinem Geruch in der Nase und der Gestank verfolgt mich, bis zum Imbissstand, wo ein verirrter Tourist mit dem Falkstadtplan kämpft, verfolgt mich bis zur Rolltreppe, wo ein gehetzter Tourist mit der Reisetasche Barrieren baut, und er verfolgt mich bis zu den Gleisen, bis auf den Bahnsteig, wo ein anderer Penner liegt, und vielleicht von Familie träumt, so wie ich, und wie ein Tier riecht, doch niemand würde ihn in einen Käfig sperren, so wie mich. Und wir beide warten auf unterschiedliche Dinge, und doch sollen sie den selben Zweck erfüllen:-fortbringen, wegbringen, weiterbringen, irgendwohin, dort, wo es eigentlich nie besser wird, aber anders.
Und ich lege mich auf eine Bank, und ich frage mich, ob ich von Familie träumen werde, wenn ich die Augen schließe.