Am Abend…
…geschehen die wunderlichsten Dinge…
Da war zum Einen der Feuerschlucker auf der Kreuzung, der so plötzlich einen Hustenanfall bekam, und sein Gesicht zur Unkenntlichkeit verbrannte,das die Autofahrer in Begeisterung ausbrachen, und während der junge Feuertänzer jämmerlich erstickte, die Fahrbahn vor Silbermünzen glänzte.
Zum ersten mal hätte er verdient, nun spiegelte sich in seinen aufgerissenen Augen zum letzten mal ein Glanz von dem vielen Geld, das ihn begrub.
Da war zum Zweiten der Rosenverkäufer, der so plötzlich alle seine Langstieligen, der Zahl 80, an einen jungen Mann los wurde, zum Sonderpreis von 65 Pfennigen, und dieser junge Herr daraufhin und gleich vor Ort mit diesem bunten Strauß seine Frau verkloppte,das diese von Dornen zerstochen Blut auf den Bahnhofskacheln hinteließ, davon die Reisenden noch in 20 Jahren berichten werden.
Die Polizei kam zuspät, entstellt wird die Frau überleben, doch Rosen wollte ich ihr nicht mehr schenken, und der Mann ruht sich aus, in Moabit und wird sein Leben aufs Papier bringen. Vielleicht mit einem Film zum Buch…wer weiß wer weiß…
Am Abend
geschehen die traurigsten Dinge…
Da wär die Barfrau, die seit 2 Stunden einem Gast nachschenkte, der wiederum vom Krieg erzählte, so das sie sich gleich mitbeschenkte und trank, aus Angst, ihr könne das ganze Blut aus den Augen laufen, und die Granaten das Herz zersprengen, und alles roch nach Schützengraben und nach Heimkehr, der Schnaps schmeckte selbstgebrannt und das Bier spülte nicht mal mehr die Erinnerungen runter, zu frisch erzählte der Gast immer weiter…bis seine Stimme versagte, und sein Weinen an der Brust der Barfrau verstummte und die Tränen nicht nur ihre Bluse aufweichten, so das am Morgen der Krieg in ihrem Schlafzimmer neue Stimmen bekam und das Trinken weitergehen mußte…
Und da wären auch immer wieder dieselben Menschen, die an immer den gleichen Orten ihre Geschichten erzählen, in andere Ohren und aus anderen Mündern, und die Welt ist ein großes Papier, und dieSeelen Stifte, und das Leben aufgeschrieben und der Abend…
Ja, am Abend geschehen…
Und da möchte ich direkt weiterschreiben. Von den schönen Dingen, die der Abend zu bringen vermag.
Schreibend auf weißes Papier, Worte aus tiefstem Herzen. Worte des Glücks und jede Träne trocknend.
Tanzende Buchstaben, weil die Seele lacht.
Worte, die wärmen, weil da ein Feuer brennt und die Nacht erstrahlt in dessen Glut.
Worte so duftig leicht, weil sie förmlich aus einem heraussprudeln und doch so tief gehen mit all der Hoffnung und Kraft, die sie beinhalten.
Worte so ehrlich, weil sie gelebt werden und immer wieder gefühlt.
Ja, der Abend bringt das Leben. Mit all diesen wunderbaren Geschichten, die das Leben schreibt.